Neuheikendorf
Eine erstmalige urkundliche Erwähnung in der Kieler Stadtchronik fand Neuheikendorf
im Jahre 1478. Das selbstständige Straßendorf mit ursprünglich wehrhaften Hufner-,
Kätner- und Instenstellen wurde von Aussiedlern aus Altheikendorf gegründet. Auch
knapp 400 Jahre danach sprachen noch viele Dorfbewohner nur plattdeutsch. Das
Bauerndorf vereinte alle wichtigen Instanzen um den Dorfteich – die Schmiede, die
Schule, den Dorfkrug und die Bauernvogtstelle (heute ähnlich dem Bürgermeister,
damals auch Dorfvorsteher und Sprecher vor dem Gutsherrn von Schrevenborn).
In Neuheikendorf bildete sich ebenfalls eine eigene Feuerwehr, eine Gilde
(Knochenbruchgilde von 1824) und eine Ortsverwaltung. Fast sechs Jahrhunderte
blieben die traditionellen Elemente der Dörflichkeit nahezu unverändert. Die Gebäude
inmitten von knickumstandenen Äckern, Hofkoppeln und Gärten verbanden Mensch
und Tier mit der Landschaft.
Heikendorf zählte bis zur preußischen Reform zum Gut Schrevenborn und wurde
danach eine eigenständige, sich selbst verwaltende Gemeinde. Erst 1928 wurde
Neuheikendorf Teil der Gemeinde Heikendorf.
historische Postkarte Neuheikendorf
Mehr zur Geschichte der einzelnen Ortsteile finden Sie in:
Herbert Sätje, Heikendorf. Chronik einer Gemeinde an der Kieler Förde- ländlich und städtisch zugleich., Hamburg 1983.
Rudolf Behrend
Ebenfalls am Dorfteich gelegen ist bis heute das Wohnhaus des Malers Rudolf Behrend.
Der Künstler wurde 1895 in Neuheikendorf geboren und war ebenda Zeit seines Lebens
verwurzelt und wohnhaft. Aus seinem Atelier- und Wohnhaus (liebevoll ‚Grünstengel‘
genannt) hatte der Künstler den Dorfteich als Ortszentrum stets im Blick und als Motiv in
diversen Kunstwerken verewigt.
Bereits als Schüler war Rudolf Behrend fasziniert, wenn Georg Burmester mit seinen
MalschülerInnen durch Neuheikendorf nach Barsbek zog. Nach Beendigung der
Malerlehre beim Altheikendorfer Dekorationsmaler E. Vogel 1915 wurden Behrends
Pläne vom Besuch einer Kunstschule mit dem Ausbruch des 1.Wk. durchkreuzt. Erst
1920/21 kommt er zu einem Gaststudium an der Kunstgewerbeschule Kiel und erhält
u.a. in der Klasse für Aktzeichnen Unterricht bei Werner Lange. 1923/24 lernt er
Heinrich Blunck kennen, der ihn in die Landschafts- und Stilllebenmalerei einführte.
Rudolf Behrend, In der Nachbarschaft, o.J., Öl/Lw.
Anders als Bluncks oder Burmesters impressionistischer Stil sollte die künstlerische
Entwicklung von Behrend vornehmlich in expressionistischen Bahnen verlaufen.
1928 trifft er den Flensburger Kunstsammler und -händler Peter Hattesen, der ihm
als Förderer zeitlebens auch freundschaftlich verbunden blieb. Kontakte zu dem
norddeutschen Expressionisten Karl Peter Röhl und zu dem Leipziger Grafiker,
Illustrator und Maler Max Schwimmer prägten seine weiter Entwicklung grundlegend.
Nach dem Kriegsende 1946 bis in die 1950er Jahre entwickelt Behrend seine Werke
von „noch gegenständlichen expressionistischen Ausdrucksformen“ hin zu Arbeiten,
die ‘figürliche expressionistische und experimentelle, teils auch kubistischen [... und
zunehmend auch] abstrahierende Ansätze‘7 aufweisen.
Mehr zum Leben und Wirken des Künstlers Rudolf Behrend finden Sie unter
„Museum“ > „Künstler und Künstlerinnen“
oder im Künstlerkatalog:
Sabine Behrens/Henning Repetzky, Rudolf Behrend. Stiller Weg zu Neuem, Kiel 2015.
Rudolf Behrend, Selbstportät an der Foto Wohnhaus Rudolf Behrend
Staffelei, um 1935, Öl/Lw.
7Sabine Behrens, Henning Repetzky, Rudolf Behrend. Stiller Weg zu Neuem, Kiel 2015, S.13f.