Vor 1867 waren die Einwohner Möltenorts (hauptsächlich Fischer) als ‚Schrevenborner
Ortsleute‘ dem Gut Schrevenborn zugehörig. Möltenort war seit jeher die kleinste
Gemeinde im Umland von Kiel. Es existierten einst nur vier Stammnamen – Rix, Schütt,
Dahmke und Möller – die aus den Kirchenbüchern und Archivalien bis auf das Jahr
1590 zurückgeführt werden können. Nach der Ablösung der Leibeigenschaft Ende des
18. Jh. entwickelte sich rapide die Schifffahrt und die Fischerei.
Ende des 19. Jh. wuchs der Badegästeverkehr stetig an. Noch waren Badekarren zum
Baden in der Ostsee in Benutzung. Öffentliches Baden vor der Ortschaft (von der Mühle
bis zur Korügener Brücke) war polizeilich verboten. Um 1904 wurde die erste
Seebadeanstalt errichtet und nach 1910 bis 1930 entwickelte sich der Ausflugsverkehr
rapide weiter. Eine besondere Attraktion waren die großen Strandfeste mit Sandburgen-
wettbewerb. Die Badekultur nach dem 1. Weltkrieg wandelte sich weiter zu Familien-
bädern und ein regelrechter Badetourismus entstand, wobei die Badekarren durch
Strandkörbe und Liegestühle ersetzt wurden.
historisches Foto Strand vor Hotel „Seeblick“ mit Strandburgen
historische Postkarte von Ehrenmal ohne Bebauung
Bis Ende des 19.Jh. existierte kein richtiger Hafen, sondern nur eine Steinmole. Erst
nach nach 1900 wurde eine erste Dampferbrücke vor der Schanze (heute U-Boot-
Ehrenmal) angelegt. Nach der Errichtung eines modernen Hafens mithilfe von Altheikendorfer Geldern wurde Möltenort 1913 nach Altheikendorf eingemeindet –
Altheikendorf wurde für die Möltenorter zur ‚Besatzungsmacht‘.
Rudolf Behrend, Möltenorter Hafen, 1932, Oscar Droege, Fischkutter im Möltenorter Hafen,
Öl/Lw. um 1950, Öl/Lw.
Georg Burmester
„Burmester ist in vieler Hinsicht ein reger, motivierender und impulsgebender Geist gewesen und hat sich gesellschaftlich, kunstpolitisch und -pädagogisch in Schleswig-Holstein engagiert.“6
Georg Burmester begann sein Studium der Kunst 1881 an der Düsseldorfer Akademie
und wechselte ab 1883 an der Karlsruher Akademie. Dort studierte er mit Kollegen wie
Ernst Eitner und Otto Heinrich Engel. Nach Beendigung seines Malereistudiums kehrte
er 1889 nach Schleswig-Holstein zurück und zog 1895 mit seiner Frau Anna Nitzsch
nach Möltenort (ehemals Möltenorter Weg 21). 1912 bis 1930 wurde er, durch die
freundschaftliche Verbindung zu Hans Olde d. Ä. (wohnhaft auf Gut Seekamp am
Westufer der Kieler Förde), zu einer Lehrtätigkeit an die Kasseler Akademie berufen.
Danach kehrte Burmester nach Möltenort zurück und lebte ebenda bis zu seinem
Tode 1936.
Georg Burmester, Mein Garten, um 1927, Öl/Lw.
Georg Burmester kann als Vorreiter der Künstlerkolonie Heikendorf angesehen werden.
Er machte sich nicht nur selbst vor Ort sesshaft, sondern brachte durch seine
Lehrtätigkeit und Kieler Malschule Eleven und Kollegen an die naturschönen Ufer
Heikendorfs und nach Barsbek. Auch Heinrich Blunck lernte er in seiner Kieler
Malschule kennen, was zu einem freundschaftlich und künstlerisch eng verbundenen
Kontakt aufblühte. Die Bekanntschaft der beiden Maler und Ihre Ansässigkeit im
Künstlerort Heikendorf sollte den Grundstock der Künstlerkolonie Heikendorf bilden.
Beide Künstler hatten gemein, dass das Natur- und Landschaftsstudium an recht
ursprünglich erhaltenen Orten ihrer Heimat ein großes künstlerischen Anliegen war.
Burmesters Naturstudien hielt er anfangs noch in Ölskizzen fest (siehe Studium bei
Gustav Schönleber). Diese doch akademisch verhaftete Annäherung an die Natur
wandelte sich ab den 1890er Jahren unter dem Einfluss der impressionistischen
Pleinair-Malerei.
Georg Burmester, Untergehender Mond am Wasser, 1911, Öl/Lw.
Der 1864 in Barmen geborene Maler Georg Burmester machte Heikendorf zum
Künstlerort und war einer der Mitbegründer der Schleswig-Holsteinischen
Kunstgenossenschaft (SHKG). Im Jahre 1894 gegründet verstand sich die
Genossenschaft als Forum für die aktuelle Kunst und die Künstler des Landes.
Die Schleswig-Holsteinischen Landschaftsmaler der 1890er Jahre suchten vermehrt
den authentischen Wert der Natur, das Einfache und Natürliche-Schöne, was als
Gegenprogramm zur Salonkunst und akademischen Historien- und konventionellen
Landschaftsmalerei stand. Die Künstler entdeckten zu jener Zeit die ‘Pleinair‘-Malerei
der französischen Impressionisten für sich. Anders als die Franzosen konzentrierte
man sich hier zu Lande von Anfang an auf die hiesige Landschaft, das Meer und die
Bevölkerung.
In welch komplexen, historischen, politischen und künstlerischen Geflecht die SHKG
verwoben war, kann man in der ausführlichen Analyse zur Schleswig-Holsteinischen
Kunstgenossenschaft (SHKG) im Künstlerkatalog von Sabine Behrens und Bärbel
Manitz, Georg Burmester und die Schleswig-Holsteinische Kunstgenossenschaft,
Kiel 2005 nachlesen.
Fritz Lau
Der Möltenorter Heimatdichter Fritz Lau wurde 1872 im Haus Nummer 16, damals ein
Strohdachaus geboren. Seine Ausbildung und Berufstätigkeit bei der Post übt er bis
1923 aus. Danach lebte er von seinen Veröffentlichungen plattdeutscher Kurzgeschichten und -gedichte. Der Roman ‘Drees Dreesen‘ beschreibt Möltenort.
1963 wurde zu Ehren des Literaten die Straße ‘An der Schanze‘ in 'Fritz-Lau-Straße‘ umbenannt. Lau verstarb 1966.
Fritz During
Die beiden 1971 gefertigten und an der Promenade des Schröderstrandes aufgestellten
Keramiken „Zwei große Stelen“ stammen von Fritz During. Die fast 3 Meter hohen Stelen
stellen den Verlauf der Fördeküstenlinie und des Fördewanderweges von Mönkeberg
bis Laboe dar.
Fritz During wurde 1910 in Burg im Spreewald geboren. Nach seinem Studium der Bildhauerei bei Ludwig Gies (Vereinigte Staatsschulen in Berlin) führte ihn sein Weg
nach Kiel. Als freier Mitarbeiter arbeitete er bei Kunstkeramik Edmund Jensen in Kiel
vor allem an Baukeramiken. Nach 1945 schuf During meist figürliche, seltener
abstrakten Plastiken und Reliefs.
Mehr dazu finden Sie unter: https://sh-kunst.de/fritz-during-zwei-grosse-stelen/
Adolf Brütt
Die Bronzeplastik „Gerettet“ wurde 1991 als Zweitguss in Möltenort aufgestellt. Gefertigt
wurde das Werk von dem 1855 in Husum geborenen Bildhauer Professor Adolf Brütt.
Der Künstler vermachte den Gipsentwurf dem Thaulow-Museum in Kiel, das jedoch
während des Kriegs zerstört wurde. Der Originalabguss in Bronze gehört einem
Flensburger Museum. Auf Grund des großen Engagements des ehemaligen
Bürgermeisters Herbert Sätje fügte es sich jedoch, dass nun auch in Möltenort der
Fischer Claas Löpthien und die Gerettete Stina Schröder verewigt stehen.
Weitere Informationen zu Möltenort, der Schifffahrt, Badekultur oder ihren Künstlern erfahren Sie in:
Kreisvolkshochschule Plön e.V. (Hrsg.), Spurensuche XII – Achtern Ohrt, Plön 1997.
Kreisvolkshochschule Plön e.V. (Hrsg.), Spurensuche XV – Vörn Ohrt , Plön 1998.
Herbert Sätje, Heikendorf. Chronik einer Gemeinde an der Kieler Förde- ländlich und städtisch zugleich., Hamburg 1983.
6Sabine Behrens, Bärbel Manitz, Georg Burmester und die Schleswig-Holsteinische Kunstgenossenschaft. Kiel 2005, S. 10.