Karin Hertz
„Und schließlich entschied 1971 die Gemeinde Heikendorf, wo Karin Hertz aufgewachsen war und ihre Jugend verbracht hatte, ein Werk von ihr aufzustellen,
die Plastik „Angler“.5
Im Künstlerkatalog zu Karin Hertz von Sabine Behrens und Henning Repetzky aus dem Jahre 2021 ist vermerkt, dass die Figur bereits 1969 von der Künstlerin entworfen worden war und anschließend 1971 in Bronze zur Ausführung kam. Der Angler erhielt dabei eine recht prominente Platzierung am Fuße der Hafenstraße, am Ufersaum, in der Nähe des ehemaligen Altheikendorfer Anlegers.
Karin Hertz hatte sich Ende der 1960er Jahre als freie Bildhauerin etabliert und erhielt Aufträge von der Stadt Hamburg und mehreren Gemeinden in Schleswig-Holstein.
Ihr Studium der Bildhauerei hatte sie von 1940–44 an der Münchner Akademie der Bildenden Künste unter Maria Weber und Richard Knecht Bildhauerei absolviert.
Nach Beendigung ihres Studiums kehrte Hertz über eine kleine Odyssee nach Nord-deutschland zurück. Ab 1951 richtete sich die Künstlerin als freie Bildhauerin ihr
erstes Atelier in Hamburg-Volksdorf ein und beschäftigte sich anfangs eher mit
kleinformatigen Plastiken.
[Drei Segel, Yachthafen Marina Wendtorf]
1960 erhielt sie erstmals den Zuschlag für eine freistehende Bronze. Die Plastik „Hockender Knabe“ bildete den Auftakt für eine ganze Reihe weiterer Aufträge für Arbeiten im öffentlichen Raum. Im Jahre 1978 entschloss sich Karin Hertz schließlich
in Heikendorf, dem Ort ihrer Kindheit ein drittes Atelier (neben Hamburg und Amrum)
zu errichten. Ihre Wahl fiel auf den Ortsteil Möltenort, wo sie bis 1997 sowohl ihre
Bildhauerei ausübte als auch Modellierkurse gab. Diverse Plastiken können Sie auch
im Künstlermuseum Heikendorf und in dessen Garten entdecken.
Karin Hertz, Gärtnerin, 1986, Bronze
Mehr zu Karin Hertz erfahren Sie unter „Museum“ > „Künstler und Künstlerinnen“
oder im Künstlerkatalog:
Sabine Behrens/Henning Repetzky [Hrsg.], Karin Hertz 1921–2017. „Wir haben Formen
zu entdecken und zu gestalten, ...“, Kiel 2021.
Beginn als Seebad und die Fördedampfer
Von 1850 an begann man in ganz Deutschland die Bekömmlichkeit von Seebädern und
deren gesundheitliche Vorteile schätzen zu lernen. Ab 1870 konnte man auch an der
Kieler Förde erste Badetätigkeiten beobachten. In der Altheikendorfer Bucht badeten
die Gäste anfangs zu medizinischen Zwecken mit/in Badekarren im flachen Wasser.
In den darauffolgenden Jahren veränderte sich die Art zu Baden und aus den Bade-
karren wurden schnell Liegestühle und Strandkörbe.
Rudolf Behrend, Badekarren am Strand, Badekarren in Möltenort
Aquarell
Am Anfang des 20.Jh. gab die Altheikendorfer Bucht ihren Rang als touristischer
Badestrand an Möltenort ab. Grund war die strömungsbedingte Abtragung des
Sandstrandes von Altheikendorf und Wiederanlagerung desselben in der Möltenorter
Bucht. In Möltenort entstand sehr schnell ein weiteres Zentrum der Badekultur.
Die Zahl der Sommergäste nahm am Anfang des 20.Jh. in ganz Heikendorf stetig zu.
Neue Transportmöglichkeiten waren notwendig. Zwischen Altheikendorf und Kiel
verkehrte bereits seit dem 18.Jh. ein ‘Dörpsboot‘. Dieses Boot reichte jedoch für den
zunehmenden Badegästeverkehr bald nicht mehr. Ab 1860 richteten zuerst mehrere
Kieler Reeder einen öffentlichen Schiffsverkehr zwischen Kiel über Heikendorf nach
Laboe ein; die sogenannte „Grüne Dampferlinie“. 1875 gründeten dann Heikendorfer
Bauern die Aktiengesellschaft „Verein“ und erwarben zwei Dampfer; die sogenannten
„Burendampern“. Damit wurde ein regelmäßiger Verkehr für die Sommer- und
Badegäste zwischen Kiel und Heikendorf ermöglicht. Weitere zu diesem Zwecke
gegründete Dampfergesellschaften führten in den Folgejahren zu großer Konkurrenz.
Eine Folge daraus war die Errichtung zweier Anlegebrücken in Altheikendorf an der
Hafenstraße (Eine Brücke ist noch erhalten.).
Für die weitere Entwicklung Heikendorfs zum Seebad war auch die Hafenstraße von
Bedeutung. Sie führt von den Dampferbrücken zur Mitte des Dorfes hinauf. Sie fungierte
als eine der Hauptverkehrsachsen für Händler, Pendler und Gäste des Dorfes.
Mit der Einstellung des Dampferbetriebes im Jahre 1963 wandelte sich der Charme
der Handelsstraße zu einer Wohnstraße mit bevorzugtem Fördeblick.
Mehr zu lesen gibt es in:
Herbert Sätje, Heikendorf. Chronik einer Gemeinde an der Kieler Förde – ländlich und städtisch zugleich, Hamburg 1983.
Jeane Flieser, Hafenstrasse, 1967, Öl/Lw.
5Sabine Behrens, Henning Repetzky, Karin Hertz 1921–2017, Kiel 2021, S.57f.